Pretzsch und seine Kirchen
HISTORISCHES
Pretzsch liegt am Rande der Elbaue und dem Naturpark Dübener Heide im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt. Die Stadt kann auf eine 1000jährige Stadtgeschichte zurückblicken. Als Lehen an die Familie der Löser von Pretzsch, Erbmarschälle von Sachsen, vergeben, schließt sich Pretzsch 1522 der Reformation an. Es entsteht eine enge Freundschaft Martin Luthers zur Familie Löser, er wird Patenonkel von Lösers Sohn. Mit Philipp Melanchthon und Justus Jonas ist Luther oft Gast in Pretzsch.
Das Pretzscher Schloss, das von der Familie Löser erneuert wurde, geht später an den Kurfürsten Johann Georg III. von Sachsen über und ist bis zum 18. Jahrhundert Residenz der sächsischen Kurfürstinnen. Der sächsische Baumeister Daniel Pöppelmann verleiht im Auftrag der Kurfürstin Christiane Eberhardine, der Frau Augusts des Starken, dem Schloss seine heutige Gestalt.
STADTKIRCHE ST. NIKOLAUS
Im Dezember 1652 wird die Pretzscher Stadtkirche St. Nikolaus eingeweiht. Der Vorgängerbau (um 1400) ist 1637 während des 30-jährigen Krieges zerstört worden. Der Schlossherr Wolf Christoph von Arnim sorgt für den Wiederaufbau und stiftet Altar und Kanzel, angefertigt aus Sandstein vom Dresdener Bildhauer Johann Georg Kretzschmar. An die Familie von Arnim erinnert ein prächtiges Grabdenkmal an der Südwand der Pretzscher Kirche.
1720 wird die Stadtkirche St. Nikolaus zur Hofkirche für Christiane Eberhardine, der Frau Augusts des Starken, der sächsischer Kurfürst und König von Polen ist. Die Eberhardinenloge, Emporen und Deckenbemalung entstehen in dieser Zeit. Auch der aus Eichenholz gefertigte barocke Turmaufsatz wird von Christiane Eberhardine in Auftrag gegeben, er wird aber erst nach dem Tod der Kurfürstin vollendet.
PRIESITZ
Zum Pfarrbereich Pretzsch gehört auch die Gemeinde Priesitz und ihre Elbschifferkirche. Vermutlich bereits im 13. Jahrhundert wird diese kleine Kirche aus Feldsteinen und anderem Material errichtet. Sie steht auf einer Wiese am Priesitzer See, einem ehemals schiffbaren Teil der Elbe. Elbschiffer waren es, die um 1500 das Herzstück der Kirche, einen gotischen Flügelaltar, aus Böhmen hierher gebracht haben. Im Mittelpunkt steht Maria, umgeben von sechs Heiligen, darunter der heilige Adalbert und der heilige Wenzel aus Böhmen. Der gemauerten Kanzel dient ein alter Mühlstein als Fußboden. Die beiden Glocken sind in einem niedrigen Fachwerkanbau untergebracht.
Während des Elbehochwassers 2002 versank die Kirche in den Fluten und lädt heute, nach großzügiger Sanierung und Restaurierung, die Gottesdienstbesucher, Spaziergänger und Radwanderer ein, an diesem schönen Ort ein wenig inne zu halten.
SACHAU
Die dritte Kirche im Pfarrbereich Pretzsch ist die Dorfkirche in Sachau. Sie wurde am Johannistag 1622 eingeweiht. Das Kircheninnere ist mit einer bemalten Holzbalkendecke ausgestattet. Blickfang ist ein großer, aus Holz angefertigter Altar, der neben einem Abendmahlsbild Moses mit den Gesetzestafeln und Johannes den Täufer zeigt. Dieser Altar, ebenso die mit Bildern der Evangelisten geschmückte Kanzel, stand in der Kapelle des Pretzscher Schlosses, bis diese um 1700 abgerissen wurde. Im Vorgängerbau dieser Kirche hat Martin Luther 1522 einen ersten evangelischen Gottesdienst gehalten. Darüber berichtet eine Tafel am Opferstock neben dem Friedhofszaun.